(DBS/BSSA, 16.09.2019)

Welch Ergebnis: Team Deutschland lieferte zur Weltmeisterschaft im Para Radsport in Emmen (Niederlande) mit 19 Medaillen ordentlich ab. Einen wesentlichen Beitrag leistete Andrea Eskau (USC Magdeburg, Startklasse H5). Sie krönte sich – ebenso wie Vico Merklein – zur Doppelweltmeisterin.

Am Freitag beim Zeitfahren ging die 48-Jährige vor ihrer Dauerrivalin Oksana Masters, mit der sie sich im Winter und Sommer duelliert, ins Ziel und errang den WM-Titel. Auf ihrem neu entwickelten Handbike als Letzte auf die Strecke gegangen, überholte Eskau bis auf die spätere Zweitplatzierte alle Konkurrentinnen und die Uhr stoppte nach 34:47,48 Minuten – 28 Sekunden schneller als Oksana Masters aus den USA. Eskau war umso glücklicher über den Titelgewinn, da sie sich einen Tag vor dem Rennen eine Erkältung eingefangen hatte. „In diesem Jahr zu gewinnen, ist besonders toll. Das neue Sportgerät ist ausgesprochen schnell, das war sowohl ein moralischer als auch ein technischer Vorteil. Es war heute der erste Renneinsatz damit, die Entwicklung hat insbesondere die Ingenieure von Toyota viel Zeit und Nerven gekostet. Mir fällt ein riesiger Stein vom Herzen, denn ich wollte mich sauber für Tokio qualifizieren. Eine Goldmedaille ist quasi die Eintrittskarte und ich bin unglaublich glücklich“, sagte Eskau.

Ihr zweites Gold bei dieser WM gewann sie im Straßenrennen, auch wieder vor Masters. Die beiden setzten sich weit von der Konkurrenz ab und alles lief auf ein Kopf-an-Kopf-Rennen hinaus. Masters griff am Anstieg an – doch Eskau konterte und überholte die Amerikanerin mit einem fulminanten Schlussspurt. „Eine Tigerin lässt sich am Berg nicht abhängen“, sagte Eskau schmunzelnd. Nach einem schwierigen Jahr mit vielen Rückschlägen hat die 48-Jährige ihren gesundheitlichen Problemen getrotzt und fantastische Leistungen gezeigt. „Das ist der Lohn vieler Mühen, ich freue mich sehr, dass es so geklappt hat. Auf der Zielgeraden konnte ich nochmal zulegen“, betont Eskau, die sich mit ihrem nagelneuen Handbike sehr wohlgefühlt hat: „Das ist ein Riesenzugewinn, ich kann die Kurven mit höherer Geschwindigkeit fahren – und es war heute auch ein Quäntchen, so dass die Entscheidung zu meinen Gunsten ausgefallen ist.“

Insgesamt gewann das deutsche Team acht Gold-, acht Silber- und drei Bronzemedaillen. „Meine Erwartungen wurden übertroffen“, zog Tobias Bachsteffel, seit Anfang 2019 Bundestrainer im Para Radsport, Bilanz. „Ich dachte mir schon, dass wir in verschiedenen Klassen gut bis sehr gut abschneiden werden, aber in Summe haben wir eine richtig gute Mannschaftsleistung abgerufen. Das Betreuerteam, das ja komplett neu zusammengewürfelt ist, funktioniert ebenfalls hervorragend, die Abläufe sind abgestimmt. Es sind ja zwei Mannschaften bei einer Weltmeisterschaft, einmal die Athleten und einmal die Betreuer – und mit beiden bin ich sehr zufrieden.“

Im Jahr vor den Paralympics 2020 in Tokio sieht Bachsteffel die deutschen Para Radsportler auf dem richtigen Weg: „Wir haben jetzt einen guten Fingerzeig, wo wir uns in den verschiedenen Klassen befinden. Es gibt noch einige Kleinigkeiten, die mir aufgefallen sind, wo wir Verbesserungspotenzial haben und an denen wir noch arbeiten können, sei es Renntaktik oder Material, doch es geht in eine richtig gute Richtung.“

WM-Titel-Zieleinfahrt von Andrea Eskau beim Straßenrennen am 15. September 2019.

Andrea Eskau - Die Tigerin

Bildautor: Oliver Kremer, sports.pixolli.com