Leistungssport

Leistungssport bedeutet Disziplin und Ausdauer im Training und Wettkampf sowie die Fokussierung auf den sportlichen Erfolg basierend auf einem Höchstmaß an persönlicher Einsatzbereitschaft.

Der BSSA betreut im Leistungssport ausschließlich paralympische Sportarten. Mit besonderer Priorität werden dabei die Schwerpunktsportarten Para Leichtathletik, Para Schwimmen und Para Kanu gefördert sowie die Ausnahmeathletin Andrea Eskau in den Sportarten Para Radsport und Para Ski Nordisch aufgrund der individuellen Leistungsfähigkeit.

Leistungssport BSSA
Bildnachweise:
oben v. l.: Schwimmen (pandamedien), Andrea Eskau (© Oliver Kremer / DBS)
unten v. l.: Andrea Eskau (pandamedien), Marie Brämer-Skowronek (Bernd Hammelmann), Boote (HKC 54)

Schwerpunktsportarten

In den drei Schwerpunktsportarten verfügt der BSSA über hauptamtliche Trainerstellen im Trainerpool des LSB Sachsen-Anhalt, Kaderstrukturen und Landesleistungsstützpunkte (LSTP) sowie leistungssportorientierte Vereine (LOV). Landeskaderkriterien, Fördermerkmale und -maßnahmen werden im aktuellen Leistungssportkonzept des BSSA dargestellt.

Die Leistungssportarten im Überblick

Para Leichtathletik
Para Leichtathletik für Menschen mit einer Behinderung gibt es seit 1960. Die Para Leichtathletik ist eine Individualsportart. Disziplinen sind zum Beispiel Rennrollstuhlfahren, Kugelstoßen, Speerwerfen, Diskuswerfen, Sprint oder sogar Fünfkampf – es gibt viele Möglichkeiten, aktiv zu sein.

Entsprechend dem Handicap ist der Einsatz von Hilfsmittel wie z.B. Sportprothesen oder Sportrollstühle möglich. Im Rollstuhlsport nutzen Rennrollstuhlfahrer spezielle “auf den Leib geschneiderte” Rennrollstühle. Die Wettkampfstühle der Werfer sind Einzelanfertigungen und für die Wurfdisziplin entsprechend ausgestattet. So ist beispielsweise für den Speerwurf eine Haltestange sowie für Kugel und Diskus eine Armlehne angebracht, um die fehlende Rumpfmotorik auszugleichen.

Das Wettkampfangebot umfasst landesweit regionale Sportfeste und Landesmeisterschaften, auf Bundesebene Deutsche Meisterschaften und international Europa- oder Weltmeisterschaften. Para Leichtathletik ist ein paralympischer Sport.

Seit Gründung des BSSA im Jahr 1990 ist die Leichtathletik fester Bestandteil des Wettkampf- und Leistungssportangebots im BSSA. Seit den PARALYMPICS 1992 bis 2016 wurden von Athleten des Landesverbandes 3 Medaillen bei PARALYMPICS, 23 Medaillen bei WM und 15 Medaillen bei EM gewonnen. Die meisten Medaillen sammelte von 1998 bis 2012 Ullrich Iser (ABSV Halle) aus Sangerhausen. Weitere international erfolgreiche Athleten waren Ilona Thomas, Dr. Detlef Eckert, Alireza Kardooni, Marie Brämer-Skowronek und Ilke Wyludda.

Zielgruppe: Menschen mit Körper-, Seh- oder geistiger Behinderung.

Para Schwimmen
Der Para Schwimmsport – eine der ältesten Sportarten des Behindertensports – hat seine Ursprünge in der Physiotherapie und der Rehabilitation. Der Leistungssport hat seit der Nachkriegszeit eine enorme Eigendynamik entwickelt und bei den Paralympics gehören die Schwimmwettkämpfe neben den Ausscheidungen in der Leichtathletik zu den größten und beliebtesten Programmpunkten.

Para Schwimmen hat speziell für Menschen mit einer Behinderung einen hohen Stellenwert. Die besonderen physikalischen Eigenschaften des Wassers ermöglichen es den Athleten unabhängig vom Grad der Behinderung, die Wettkämpfe ohne Prothesen oder andere technische Hilfsmittel zu bestreiten. Para Schwimmen ist theoretisch in jeder Schwimmhalle möglich, sofern diese barrierefrei ist. Bei Querschnittlähmungen sind die Auftriebsbedingungen relativ günstig. Sobald die Position im Wasser kontrolliert werden kann, kommt auch schnell das Vertrauen zum nassen Element.

Seit Bestehen des BSSA trugen Schwimmerinnen und Schwimmer bei Deutschen, Europa- und Weltmeisterschaften sowie bei Paralympischen Spielen wesentlich zu einer positiven Medaillenbilanz für Sachsen-Anhalt bei. Mit sieben Medaillen aus den Paralympischen Spielen von Barcelona, Atlanta und Sydney ist Beate Lobenstein (VSB 1980 Magdeburg) eine der erfolgreichsten Sportlerinnen des BSSA. Pascal Rentsch schaffte es 2017 als erster geistig-behinderter Sportler des BSSA in den D/C-Kaderstatus.

Zielgruppe: Menschen mit Körper-, Seh- oder geistiger Behinderung.

Para Kanu
Auf internationaler Ebene wird der Sport von der Internationalen Canoe Federation (ICF) organisiert und durchgeführt. Die zwei Bootsklassen sind Kajak (K), das mit einem Doppelpaddel vorwärts bewegt wird, und Outrigger Kanu, genannt Va´a (V), wobei dieses Boot einen zweiten „Pontoon“, genannt Ama, als Unterstützung besitzt. Dieses Boot wird mit einem Stechpaddel gefahren. Wettbewerbe im Para Kanu wurden erstmals 2009 in Dartmouth (Kanada) im Rahmen der Kanurennsport-Weltmeisterschaften ausgetragen und sind seit der WM 2010 in Posen offizieller Teil des Wettkampfprogramms. Bei den Sommer-Paralympics 2016 in Rio de Janeiro war Para Kanu erstmals im Programm der Paralympischen Spiele. Bei den paralympischen Spielen 2020 in Tokio wird auch die Va’a Klasse in den Wettkampfklassen Männer VL 2/VL 3 der Männer und VL 2 der Frauen erstmalig im Programm sein.

Auf das Konto der Para Kanuten des BSSA gehen derzeit mehrere Deutsche Meistertitel sowie 2014 die erstmalige Teilnahme eines Athleten an Europa- und Weltmeisterschaften. Mit Ivo Kilian startete erstmals ein BSSA-Parakanute bei den Paralympischen Sommerspielen 2016. Anja Adler gewann 2017 den Vize-Weltmeistertitel im Va’a in der VL 3 und Ivo Kilian wurde Vize-Europameister im Va’a (VL 2) sowie 4. bei den Weltmeisterschaften.

Zielgruppe: Menschen mit einer Körperbehinderung.

Para Rudern
Die Sportart Para Rudern feierte seine Premiere bei den Paralympischen Spielen 2008 in Peking. Handicap-Rudern wird meist „angepasstes Rudern” (“Adaptive Rowing”) genannt, da das Bootsmaterial und die Bootsausrüstung an die körperlichen Voraussetzungen der Behinderten angepasst werden – zum Beispiel werden spezielle Sitze eingebaut. Bereits 1975 wurden in einigen Ländern Wettkämpfe für Behinderte veranstaltet, aber erst 2002 bezog der Internationale Ruder-Verband Behinderte in sein Meisterschaftsprogramm mit ein und seit 2008 ist es Bestandteil im paralympischen Programm.

Die Athleten sind in drei Klassen unterteilt. Im Einer starten Sportler, die ihr Boot durch Einsatz von Arm und Schulter vorantreiben. Im gemischten Doppel-Zweier darf neben den Armen auch Rumpf eingesetzt werden. In beiden Fällen sind die Sportler auf Brusthöhe am Stuhl fixiert und sitzen auf einem Sitz ohne Rollfunktion. Im Vierer mit Steuermann sitzen zwei Frauen und zwei Männer. Dabei sind Beine, Rumpf und Arme einsetzbar. Startberechtigt sind Sportler mit körperlicher Beeinträchtigung und auch Sehgeschädigte.

Zu den erfolgreichsten Ruderern des BSSA gehört Tino Kolitscher, der bei den Paralympics 2016 im Mixed-Vierer einen 4. Platz erreicht hat sowie mehrere Weltcup-Medaillen und WM-Platzierungen. Tino beendete 2017 seine erfolgreiche Karriere. Mit seiner Zweier-Partnerin Juliane Bläß aus Halle errang er 2017 zuletzt einen Weltcup-Sieg in Poznan.

Zielgruppe: Menschen mit einer Körper- oder Sehbehinderung

Para Cycling
Paracycling (auch Para-Cycling) bezeichnet den Radsport von körperlich eingeschränkten Sportlerinnen und Sportlern.

Seitdem der Weltradsportverband Union Cycliste Internationale (UCI) im Jahre 2006 unter seiner Ägide die ersten UCI-Paracycling-Bahnweltmeisterschaften und UCI-Paracycling-Straßenweltmeisterschaften durchführte, hat sich entsprechend der internationale Begriff Paracycling im Radsport zunehmend etabliert. Seit 2011 benutzt auch der deutsche Radsportverband Bund Deutscher Radfahrer den Begriff Paracycling.

International wird der BSSA durch die herausragende Athletin Andrea Eskau vertreten, die für den USC Magdeburg startet. Zu ihrer Medaillensammlung gehört neben insgesamt 4 Gold- und eine Silbermedaille bei den Paralympischen Spielen (2008, 2012, 2016) im Handbike weitere unzählige Medaillen und Titel bei Welt- und Europameisterschaften.

Zielgruppe: Menschen mit einer körperlichen Behinderung oder mit einer Einschränkung der Sehfähigkeit.

Para Ski nordisch
Die nordischen Wettbewerbe sind unterteilt in die Disziplinen Biathlon und Langlauf. Die Biathlonstrecke hat eine Länge von 2,5 km, die drei Mal durchlaufen werden muss. Der Lauf wird von zwei Schießwettbewerben unterbrochen, bei denen jeweils fünf Schüsse auf eine Distanz von 10 m auf die Zielscheiben abgegeben werden. Jeder Fehlschuss zieht eine Zeitstrafe nach sich. Sehbehinderte und blinde Athleten schießen mittels einer Lasereinrichtung, bei der die Höhe des auf einen Kopfhörer übertragenen Tons die Nähe zum Zielpunkt angibt. Im Langlauf gibt es Kurz-, Mittel- und Langstrecke sowie einen Staffelwettbewerb. Die Länge der Strecke ist von der Startklasse und dem Geschlecht abhängig. Die Kurzstrecke wird im klassischen, Mittel- und Langstrecke im freien Stil gelaufen. Sehbehinderte und amputierte Athleten legen die Strecken im Laufen zurück, gelähmte Athleten sitzen in einem Skischlitten und bewegen sich mittels ihrer Armkraft vorwärts.

Mit Andrea Eskau ist eine Ausnahmeathletin im internationalen Ski nordisch-Bereich sowohl im Biathlon als auch im Langlauf vertreten. Ihre größten internationalen Erfolge waren u.a. zwei Goldmedaillen bei den Winter-Paralympics 2014 in Sotchi, Silber und Bronze in Vancouver 2010 sowie unzählige Gold-, Silber- und Bronze-Medaillen bei Weltmeisterschaften und Weltcups.

Zielgruppe: Menschen mit einer körperlichen Behinderung oder mit einer Einschränkung der Sehfähigkeit.