Va’a für Anja Adler

(SV-Halle/2023-02-27) Eigentlich sollte es längst da sein: Weißer Rumpf, 13 Kilo schwer, fast siebeneinhalb Meter lang und in wasserschnittiger Form aus glasfaserverstärktem Kunstoff. Doch das neue, längst bestellte Para-Kanu-Modell „Allwave V1 Vanguard“, in dem unsere erfolgreiche Parakanutin Anja Adler nächstes Jahr erstmals in der neuen Ausleger-Bootsklasse „Va’a“ (Level3) bei den Paralympischen Spielen 2024 in Paris starten will, liegt noch nicht auf der Saale. Leider.

Der Grund: Es gibt Lieferengpässe. Dafür steht aber, was erfreulich und viel wichtiger ist, längst die Finanzierung.

Die Stiftung Behinderten-Sport Sachsen-Anhalt und das BG Klinikum Bergmannstrost Halle fördern die 1.800 Euro teure Anschaffung zu hundert Prozent und teilen sich dabei die Kosten.

Als Hauptförderer des Behinderten- und Rehabilitationssportverbandes Sachsen-Anhalt engagiert sich das Bergmannstrost auch beim Para Kanu im Wettkampfsport. Mit Anja Adler begleiten wir schon länger eine zielstrebige Athletin, verfolgen interessiert ihre sportlichen Erfolge und drücken ihr für Paris die Daumen“, so Thomas Hagdorn, Geschäftsführer BG Klinikum Bergmannstrost Halle.

„Als Stiftung haben wir uns auf die Fahnen geschrieben, den gesamten Behindertensport in Sachsen-Anhalt zu fördern und zu unterstützen“, sagt auch Sören Thümler, Vize-Vorstand Stiftung Behinderten-Sport Sachsen-Anhalt. „Natürlich versuchen wir bei unseren Entscheidungen immer den Spagat herzustellen zwischen dem Breiten- und dem Spitzensport. Anja Adler ist eine so erfolgreiche Athletin. Und wir sehen, welche Möglichkeiten sich mit dem neuen Boot ergeben, wenn Anja Adler bei den Paralympics in Paris 2024 erstmals in dieser Klasse starten kann“, so Thümler.

Es ist das richtige Sportgerät, zur richtigen Zeit; zugleich ein taktischer Schachzug, um die Erfolgs-Chancen bei den Paralympics 2024 zu verbreitern. Denn kommt das Boot, so hat Anja Adler endlich die Möglichkeit in einem eigenen Kanu mit Ausleger, im „Va’a“ zu trainieren und sich so vorzubereiten. „Diese Bootsklasse liegt mir, ich bin schon erfolgreich gewesen, gleich im ersten Jahr wurde ich Vizeweltmeisterin“, berichtet die 33-jährige SV-Athletin, die das Problem beim Namen nennt: „Es ist ein Manko, dass genau diese Klasse „Va’a“ in Verbindung mit VL3 der Damen (Grad der Behinderung) bislang nicht paralympisch war. Sprich, ich durfte in dieser Klasse bei den Paralympics nicht antreten.“

Das ändert sich jetzt in Paris. Mittlerweile gebe es ein großes Starterfeld, so dass das International Paralympic Committee (IPC) erkannt habe, hier nachzubessern. „Mein Ziel ist es, bei den Paralympics gleich in beiden Disziplinen anzutreten, sowohl in klassischen Kajak-Klasse als auch mit dem Ausleger-Kanu in der VL3“, betont Anja Adler, die aber weiß, dass die Zeit drängt. Zwar gebe es am Stützpunkt ähnliche Ausleger-Boote. Trainieren könne sie damit aber nicht, weil diese alle baulich auf ihre Athleten abgestimmt sind und spezifische Einbauten besitzen.

Das bestellte, heiß ersehnte „Allwave“-Kanu ist ein sehr schnelles Boot, das nach den Regeln des IVF (International Va’a Federation) konstruiert wurde, sich baulich an tahitianische Bootstraditionen anlehnt und perfekt für hohe Geschwindigkeit auf der Geraden bei kurzen Sprintrennen ausgelegt ist. Von anderen Wettkampf-Kanus unterscheidet sich der „Allwave“ ganz entscheidend: Es gibt keine Hecksteuerung per Ruder. Gelenkt werden kann ausschließlich mit Paddelschlägen.

Scheckübergabe an einem ähnlichen Trainingsboot: (Von links): Parakanutin Anja Adler, Sören Thümler, Vize-Vorstand Stiftung Behinderten-Sport Sachsen-Anhalt, Paul Biedermann, Koordinator für Projekt- und Fördermittelmanagement beim SV Halle, Trainerin Ognyana Dusheva, Lothar Trawiel, 1. Vorsitzender der Halleschen Rudervereinigung Böllberg/Nelson, und Para-Kanute Anas Al Khalifa.

Foto: SV Halle/Deutsch