Silke Greiser – Übungsleiterin Rehasport beim VSB 1980 Magdeburg

von Annette Lippstreu

Im Kurzvideo sehe ich eine junge Frau: Sie strahlt mich an, locker und flockig. Es schwappen Dynamik und Stärke zu mir über. Sie wirkt überzeugt von dem, was sie sagt und tut. Silke Greiser ist seit Ende 2020 Übungs­leiterin für Orthopädie-Gruppen im VSB 1980 Magdeburg und leitet Tanzkurse. Von sich selbst sagt sie: „Sport und Tanz waren schon immer meine Leidenschaft.“ Doch so stark und unbekümmert, wie sie jetzt auftritt, war sie nicht immer, es gab auch graue Zeiten im Leben der jetzt 32-Jährigen.

Tanz von Anfang an


Schon als Kind war Silke eine Tanzmaus. Mit dem OK-Live-Ensemble und der Ju­gendkunstschule Barleben-Wolmirstedt e. V. bestritt sie Auftritte, die sie bis in die Türkei führten. Sie wählte eine kauf­männische Ausbildung und musste ab­brechen. Gesundheitliche Probleme machten der jungen Frau zu schaffen. Sie sattelte um auf Erzieherin, erlangte den Abschluss. Mit Menschen zu arbei­ten, das war ihr Ding. Parallel erwarb sie Lizenzen, zum Beispiel als Zumba®- und als Group-Fitness-Trainerin. Um die Finanzen während der schulischen Ausbildung aufzubessern, jobbte sie nebenbei und gab Sportkurse.
Den Berufseinstieg fand Silke in Einrich­tungen der Behindertenhilfe. Doch das Tanzen ließ sie nicht los. 2017 wechselte sie nach Leipzig und absolvierte neben der Arbeit mit Kita-Kleinstkindern be­rufsbegleitend eine Tanzpädagogikaus­bildung an der TanzZentrale Leipzig.

Stillstand


Dabei hatte sie die Rechnung ohne ihren Körper gemacht. So toll Tanzen auch ist, die hohe Belastung einer 40-Stunden- Woche als Erzieherin und die Ausbildung obendrein forderten ihren Tribut. Die Endometriose, eine chronische Erkran­kung, machte sich wieder bemerkbar. Die Folgen waren Krankschreibung und Kündigung. Mit dem Aufenthalt in einer Tagesklinik ging Silke den Themenkom­plex Umgang mit Stress, Druck und Verlust an. Es folgten weitere Krankschreibun­gen, 2019 die Rückkehr nach Magdeburg und schließlich eine Reha-Maßnahme. Silkes Ziel war es, ihren Alltag wieder klar strukturieren zu können und eine neue Orientierung zu finden. Wieder begehrte ihre Gesundheit auf und sie musste ein Praktikum abbrechen. Sie fühlte sich genervt und folgte nur wi­derwillig der Aufforderung, zur Magde­burger Jobmesse zu gehen. Dass genau dies aber ihr Glücksmoment wurde und den Wendepunkt in ihrem Leben mar­kierte, ahnte sie nicht.

Vom Wunsch zur Chance


Der BSSA war auf eben dieser Jobmesse vertreten. Doreen Seiffert als Referentin Rehasport und Birgit Strackeljan vom Regionalzentrum Nord (VSB 1980 Mag­deburg) erwiesen sich als die richtigen Gesprächspartnerinnen. Silkes Wunsch, im Bereich Bewegung und Coaching mit Menschen zu arbeiten, wandelte sich in eine reale Chance. Dann ging alles ganz schnell: Kontaktaufnahme zum VSB, Gespräche, Praktikum mit Ausbildung zur Rehasport-Übungsleiterin mit der Fachlizenz für orthopädische Erkrankungen (Lizenz B Sport in der Rehabilitation). Die Praktikumszeit verschaffte der jungen Frau wertvolle Einblicke in den Vereinsall­tag und die Aufgaben im Offenen Treff des VSB. Von Hospitationen über erste Gruppenanleitungen, Hilfs- und Bürotä­tigkeiten bis hin zur Veranstaltungspla­nung und -umsetzung spannte sich der Bogen. Ihre Energie war wieder da.

Angekommen


Silkes Engagement fiel auf im VSB, sodass man ihr eine einjährig befristete Anstel­lung bot. Diese Möglichkeit ließ sie nicht ungenutzt. Silke übernahm bestehende Kurse und gründete neue. Eigene Ideen und die Leidenschaft für Arbeit und Ver­einsleben, gerade in den schwierigen Pandemiezeiten, brachten den ersehnten Lohn. Seit Ende vergangenen Jahres ist sie unbefristete Mitarbeiterin im Verein, brennt für ihre Aufgaben und kann dies motivierend an andere Menschen weiter­geben, auch wenn ihre chronische Er­krankung sie einschränkt.
Silke blickt zurück: „Es war gut, dass ich stets den Willen hatte, für meine Wün­sche einzutreten. Dazu gehörte auch, mir Unterstützung zu holen und Hilfe anzu­nehmen. Nur Willen allein hätte nicht ausgereicht. Wichtig war für mich, offen zu bleiben, nach rechts und links zu schauen und mich auch an kleinen Vor­wärtsschritten zu freuen“.

Übungsgruppe

Bildautor: Lina John