„Es ist verrückt“, freute sich Andrea Eskau im Fernsehinterview unmittelbar nach ihrem letzten Paralympischen Rennen in Pyoengchang.

Nach Silber am Vortag im Langlauf über fünf Kilometer gewann sie am 18. März mit der Mixed Staffel über 4 x 2,5 Kilometer Bronze. Mit zweimal Gold, dreimal Silber und einer Bronzemedaille ist sie die erfolgreichste deutsche Starterin dieser Winterspiele.

Im dritten Langlauf-Rennen am Samstag landet die 46-Jährige auf Rang zwei, fuhr damit die dritte Silbermedaille ein und war damit nicht zufrieden. Sie ärgerte sich, weil ihr Rennen am Samstagnachmittag stattgefunden hatte und nicht am Samstagvormittag, bei deutlich besseren Streckenverhältnissen. Ärgerte sich, dass sie wegen der nur noch spärlich vorhandenen Spuren nicht die Leistung hatte zeigen können, die sie zeigen wollte. Eskau kommentierte: „Ich bin teilweise geschwommen. Das ist kein schönes Gefühl. Ich habe voll gearbeitet, aber ich hatte keine Chance“. Wer ihr zuhörte, konnte fast meinen, dass sie einen Wettkampf zum Vergessen abgeliefert hätte. Dabei leistete sie im Langlauf über die mittlere Distanz erneut Großartiges und überquerte nach 16:53.5 Minuten die Ziellinie. Nur Oksana Masters (USA) war mit 16:42.0 Minuten schneller als sie. Bronze ging an Marta Zainullina (Neutrale Paralympische Athleten, 17:25.4 Minuten).

Im Mixed-Staffelwettbewerb gewann das Trio Andrea Eskau, Steffen Lehmker und Alexander Ehler die erste deutsche Medaille im Team-Wettbewerb seit 20 Jahren. „Das ist so viel wert wie zweimal Gold“, sagte Ehler.Ziemlich genau auf den Tag vor 20 Jahre, 1998 bei den Paralympics in Nagano, gewann die deutsche Langlauf-Staffeln der Männer Silber und die der Frauen Bronze. Im südkoreanischen PyeongChang ging am Sonntagvormittag (Ortszeit) eine lange Durststrecke ohne Erfolg im Team zu Ende gegangen – ein Resultat, auf das die Mannschaft um Bundestrainer Ralf Rombach zwar gehofft hatte, das sie aber dennoch völlig überwältigte.

Dabei hatte der letzte Wettkampftag der Paralympics 2018 zunächst mit einer schlechten Nachricht begonnen. Clara Klug und ihr Guide Martin Härtl, die an Position zwei der Mixed-Staffel über 4 x 2,5 Kilometer laufen sollten, mussten passen. Die 23-Jährige vom PSV München, ohnehin angeschlagen nach strapaziösen Biathlon-Rennen, war mit Grippesymptomen aufgewacht. Der Bundestrainer musste umplanen – und erkundigte sich bei Andrea Eskau, ob sie auch zwei Runden laufen könne. Die 46-Jährige vom USC Magdeburg sagte sofort zu. „Ich war schon ziemlich fertig nach dieser Woche, aber ich wusste, dass ich es dennoch draufhabe.“ Genau das bewies sie gegen ganz starke Konkurrenz. Nach der ersten Runde übergab sie als Siebte an Steffen Lehmker (WSV Clausthal-Zellerfeld), der das Team im Skating auf Rang vier brachte. Eskau überholte anschließend die Weißrussin Valiantsina Shyts und nährte die Hoffnung aufs Podest. Alexander Ehler (SV Kirchzarten) lief zeitweise sogar auf Silberkurs, nachdem er den Japaner Taiki Kawayoke stehen ließ, musste aber den heranstürmenden Kanadier Mark Arendz noch vorbeiziehen lassen, der 3,4 Sekunden auf Ehler herauslief. Gold ging in 24:31.9 Minuten an die überlegene Staffel der Ukraine.

Im Ziel nach 25:25.3 Minuten lag sich das deutsche Trio in den Armen. „Wahnsinn, ich kann es gar nicht fassen. Ein Riesendank an Andrea und Alex. Das war eine tolle Gemeinschaftsleistung“, sagte Lehmker. Ehler bekannte: „Ich war so traurig nach dem Langlauf-Sprint. Da wäre Gold für mich drin gewesen, wenn ich mich nicht für die falschen Skier entschieden hätte.“ Die Bronzemedaille um den Hals hängend ergänzte er: „Das ist so viel wert wie zweimal Gold.“ Andrea Eskau ergänzte: „Ich freue mich so sehr für die Jungs“. Und der stolze Bundestrainer fügte hinzu: „Eine Teammedaille ist immer etwas ganz Besonderes. Seit Jahren versuchen wir eine zu gewinnen. Heute hat es endlich geklappt.“

Staffel-Bronze zum Abschluss in Pyeongchang für Steffen Lehmker, Andrea Eskau und Alexander Ehler (v. l.)

Bildautor: Ralf Kuckuck / DBS