Das hatte sie so nicht erwartet, seit heute ist Andrea Eskau siebenfache Paralympics-Goldmedaillengewinnerin.
Bei frühlingshaften Temperaturen um knapp zehn Grad Celsius, wieder entsprechend schwerem, sulzigem Schnee und unberechenbaren Böen am Schießstand war sie die Beste der starken Konkurrenz in der sitzenden Klasse über zehn Kilometer im Biathlon. Sie gewann in 42:36.6 Minuten beeindruckend vor zwei Neutralen Paralympischen Athletinnen aus Russland, Marta Zainullina (43:52.1. Minute, ein Fehler) und Irina Guiliaeva (44:25.5 Minuten, fünf Fehler). Nur beim dritten Schießen blieb eine der fünf Scheiben stehen und Eskau musste die 100 Meter Strafrunde absolvieren.
Ihr einziger Fehlschuss ärgerte sie zwar, doch weil trotz starkem Wind kein weiterer hinzukam, konnte sie hinterher trotzdem vom „besten Schießen meiner Karriere“ sprechen. „Ich war voll im Rhythmus.“ Das sah der Bundestrainer Ralf Rombach ähnlich, der feststellte: „Andrea hat heute ein überragendes Gesamtbild abgegeben.“
Ihre Laufleistung war wieder eindrucksvoll, auch als sie zum fünften Mal in der zwei-Kilometerrunde den Anstieg in Richtung Stadion bewältigte, wirke sie noch kraftvoll und locker. Die in den beiden vorangegangenen Wettkämpfen athletisch starken US-Amerikanerinnen konnten mit der „alten Frau“ nicht mehr mithalten. Die zweifache Goldmedaillengewinnerin Kendall Gretsch musste drei Mal in die Strafrunde, Oksana Masters gab mit sechs Fehlschüssen in der letzten Runde völlig entkräftet auf. „Was für ein Gefühl… Manchmal funktioniert alles und du bist einfach überwältigt“, kommentierte Eskau ihr Rennen bei Facebook. Friedhelm Julius Beucher, Präsident des Deutschen Behindertensportverbandes (DBS) war an der Strecke, feuerte die deutsche Fahnenträgerin im Zielsprint mit voller Stimme an und der Stolz auf seine Sitzenathletin mit Spitznamen „Tiger“ war im Live-Interview direkt nach Zieleinfahrt deutlich zu spüren.
Das Feiern der Medaillen verschiebt Eskau vorerst. Nach einer 24-stündigen Verschnaufpause steht morgen der Langlauf-Sprint über 1,1 Kilometer an. Dabei gilt es, sich im 25-köpfigen Feld der Athletinnen zuerst in der Qualifikation zu beweisen, um dann über das Semifinale im Finale noch einmal voll Gas zu geben.
Andrea Eskau arbeitete sich sicher beim Schießen und kraftvoll in der Loipe zu Gold.
Bildautor: Ralf Kuckuck / DBS